Luftdichtheit ist kein Zufall
Konzeption als Grundlage einer dauerhaft dichten Gebäudehülle
Luftdichtheit entsteht nicht einfach so auf der Baustelle. Um eine dauerhaft luftdichte Gebäudehülle zu erreichen, kommt es auf umsichtige Planung an, die sämtliche Phasen des Bauablaufs mit einschließt. Daher setzen einschlägige Nor-men, Regelwerke und Förderbedingungen für energieeffi-zientes Bauen ein entsprechendes Luftdichtheitskonzept voraus. Dennoch stoße man immer wieder auf Gebäude, deren Dichtheitsmängel eine ungenügende oder sogar feh-lende Konzeption erkennen ließen, beobachtet man beim Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB e. V. ).
Am Anfang des Dichtheitskonzepts gilt es, die Lage der luft-dichtenden Ebene festzulegen und deren Durchdringung durch Kabel oder Rohre so weit wie möglich auszuschließen. Jede Verletzung der Gebäudehülle und jeder Anschluss-meter, den man bereits im Entwurf vermeidet, muss später nicht abgedichtet werden. Als nächsten Schritt überprüft man die Geschlossenheit der luftdichten Hülle. Alle potenziell pro-blematischen Stellen werden einschließlich der zu verwen-denden Materialen im Detail geplant und gezeichnet. Als kritisch erweisen sich dabei insbesondere Bauteilanschlüsse sowie Konstruktions- oder Materialwechsel. „Einen guten Überblick kritischer Details bietet Teil sieben der DIN 4108“, betont der FLiB. Die Norm beschreibt auch die Prinzipien des Dichtheitskonzepts und liefert zahlreiche Beispiellösungen.
Ein gutes Luftdichtheitskonzept beschränkt sich aber nicht auf Konstruktionsdetails und die Auswahl des geeigneten Materials. Es formuliert zudem praktikable Arbeitsanweisun-gen für die Handwerker, plant die genaue Bauabfolge und ordnet die verschiedenen Schritte den einzelnen Gewerken zu. Die Koordination aller Beteiligten hilft beispielsweise zu verhindern, dass nachfolgende Gewerke die bereits fertige Luftdichtheitsschicht wieder beschädigen. Die Einzelheiten des Dichtheitskonzepts sollten sich auch in der Ausschrei-bung der Luftdichtheitsschicht möglichst genau widerspie-geln. „Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wirklich die Bauausführung angeboten und kalkuliert wird, die man haben will“, erläutert FLiB-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Oliver Solcher. Ebenso werde der Abgleich zwischen geschuldeter und erbrachter Leistung erleichtert.
Schließlich gehört auch die Kontrolle der Gebäudehülle ins Luftdichtheitskonzept und sollte fest in den Bauablauf inte-griert sein. Neben der laufenden Objektüberwachung bei-spielsweise durch den Bauleiter zählen dazu ein baubeglei-tender Dichtheitstest sowie die Schlussmessung, nachdem die Hülle fertiggestellt wurde. Dabei empfiehlt der FLiB, beide Luftdichtheitsmessungen einzeln und möglichst getrennt von den übrigen Leistungen auszuschreiben: „Der erste Dicht-heitscheck soll Leckagen durch unsachgemäß ausgeführte Details zu einem Zeitpunkt aufdecken, an dem sie sich noch einfach beheben lassen. Beim zweiten Test geht es dann um das Einhalten von Grenzwerten.“ Eine Gebäudehülle, die sorgfältig geplant, ausgeschrieben und ausgeführt wurde, bringt alle Voraussetzungen dafür mit, diese Vorgaben auch auf Dauer zu erfüllen.
Lässt sich die luftdichte Hülle des beheizten Volumens vollständig mit einem Stift umfahren? Dieser Test ist nur ein kleiner Schritt beim Erstellen eines Luftdichtheitskon-zepts. Die DIN 4108, Teil 7, gibt einen guten Überblick über das, was in eine solche Ausarbeitung gehört und worauf man auf dem Weg zur dauerhaft luftdichten Gebäudehülle beson-ders achten sollte.